Gewaltfreie Kommunikation im Kindergarten – Wertschätzend sprechen mit Herz und Verstand
Wie reden wir eigentlich mit Kindern – und übereinander? Meist denken wir gar nicht groß drüber nach. Und doch: Sprache wirkt. Gewaltfreie Kommunikation (kurz: GfK) nach Marshall B. Rosenberg ist mehr als ein Kommunikationstool. Es ist eine Haltung – ehrlich, empathisch, verbindend.
Viele pädagogische Fachkräfte und Eltern begegnen der GfK zunächst mit Stirnrunzeln: „Ich kommuniziere doch nicht gewaltvoll?!“ Klar. Und trotzdem schleichen sich oft Formulierungen ein, die wenig hilfreich sind. GfK bringt mehr Bewusstsein rein – Schritt für Schritt.
Die vier Schritte der GfK – einfach erklärt
1. Beobachten statt bewerten
Stell dir vor, du betrittst den Gruppenraum und siehst zwei Kinder beim Streiten. Deine erste Reaktion: eingreifen oder abwarten. Doch bevor du handelst, lohnt ein kurzer Moment zum Beobachten.
Gewaltvolle Kommunikation: „Diana! Du nimmst Johann immer das Spielzeug weg!“
Gewaltfreie Kommunikation: „Ich habe gesehen, dass du Johann das Spielzeug genommen hast.“
Der Unterschied? Kein Vorwurf, keine Bewertung – nur eine sachliche Beschreibung dessen, was passiert ist. Übrigens: Bewertungen sind menschlich. Aber im sozialen Miteinander dürfen wir sie bewusst kurz parken.
2. Gefühle benennen
Gefühle zeigen, was in uns los ist – ob Wut, Traurigkeit oder Freude. In der GfK lernen wir, für unsere Gefühle Verantwortung zu übernehmen.
Statt: „Du machst mich wütend.“
Besser: „Ich werde wütend, wenn ich sehe, dass du Johann das Spielzeug wegnimmst.“
Selbst kleine Kinder spüren diesen Unterschied. Sie merken: Da kommt jemand nicht zum Schimpfen, sondern möchte verstanden werden. Probier’s aus – mit „Ich bin …“-Sätzen.
3. Bedürfnisse erkennen und benennen
Hinter jedem Gefühl steckt ein Bedürfnis. Zum Beispiel: Gerechtigkeit, Ruhe, Zugehörigkeit oder Sicherheit. Wenn wir unser Bedürfnis aussprechen, wird Kommunikation verbindender.
Beispiel: „Ich bin wütend, weil mir Gerechtigkeit wichtig ist. Johann soll die Chance haben, sein Spiel zu Ende zu spielen.“
Bedürfnisse verbinden – sie sind universell. Und wenn du dein Bedürfnis benennst, schaffst du Verständnis statt Schuld.
4. Eine Bitte formulieren
Jetzt kommt die Königsdisziplin: eine Bitte äußern, die offen lässt, ob das Gegenüber zustimmt. Keine Forderung, kein Befehl.
Statt: „Du hörst jetzt bitte damit auf.“
GfK-Version: „Ich hätte gerne, dass du Johann fragst, ob du das Spielzeug haben kannst. Magst du das mal probieren?“
Die Bitte darf klar und gleichzeitig offen sein. Kinder können so eigene Entscheidungen treffen – und erleben Verantwortung.
Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern: Geht das?
Ja, und wie! Auch wenn kleine Kinder vielleicht nicht jeden Satz vollständig verstehen – sie spüren den Ton, die Haltung, die Verbindung. Unterstützen kann hier sogar die Babyzeichensprache: Sie hilft dabei, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, Missverständnisse zu vermeiden und Gefühle sichtbarer zu machen.
👐 Tipp: Nutze einfache Zeichen für „teilen“, „zusammen“, „Stopp“, „Warten“ oder auch „Ich bin traurig“ – das erleichtert Alltagskommunikation spürbar.
GfK in Aktion: Ein empathisches Beispiel
Du siehst, wie Diana Johann das Spielzeug wegnimmt.
👉 Statt zu schimpfen, versuch’s mal so:
- „Diana, du hast gesehen, wie viel Spaß Johann mit dem Spielzeug hatte, oder?“
- „Warst du traurig, weil du es auch gerne haben wolltest?“
- „Möchtest du ihn fragen, ob ihr es gemeinsam nutzen könnt?“
Solche Sätze machen aus Konflikten Lernmomente – für alle.
Fazit: Reden verändert Beziehungen
Gewaltfreie Kommunikation ist kein Zaubertrick. Es ist ein Übungsweg. Mal klappt’s besser, mal holprig. Aber jeder Versuch zählt. Für mehr Verständnis, echte Verbindung – und Beziehungsfreude auf Augenhöhe.
📚 Lust auf mehr?
- Babyzeichensprache für Eltern: Kommunikation vor dem ersten Wort
- Elternkurs: Weniger Drama – mehr Aha!
- Erziehungsziele bewusst setzen
🔗 Externer Lesetipp: Gewaltfreie Kommunikation erklärt
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🖊️ Julia Klamke
Coachin für beziehungsorientierte Kommunikation